"Tetanusimpfung alle 10 Jahre auffrischen" gehört für Erwachsene - im Gegensatz zur Masernimpfung - zum medizinischen Allgemeinwissen und findet sich so ja auch seit jeher in den Empfehlungen der STIKO; dass diese Sicht bei weitem nicht alle europäischen Impfkommissionen so teilen, wissen die wenigsten, dass dies auch die WHO - nicht gerade als Hort einer impfskeptischen Haltung bekannt -  nicht tut, weiß fast niemand mehr. Jetzt erhält die STIKO-Strategie einen deutlichen Dämpfer:

Nun verglich eine große US-amerikanische Übersichtsarbeit die Häufigkeit von Tetanus und Diphterie in 31 nordamerikanischen und europäischen Staaten und teilte diese Länder in zwei Gruppen: eine mit den Ländern mit einer Empfehlung zur regelmäßigen Auffrischimpfung (booster) im Erwachsenenalter (im jeweiligen Abstand von 5 - 20 Jahren) und eine mit den Ländern ohne entsprechende Empfehlung. Bei der Analyse von insgesamt über 11 Milliarden Menschenjahren (betrachtet wurde der Zeitraum von 2001 - 2016) ergab sich keinerlei Vorteil für die Länder mit der Empfehlung zur regemäßigen booster-Impfung: "Review of >11 billion person-years of incidence data revealed no benefit associated with performing adult booster vaccinations against tetanus or diphtheria. Similar to other vaccines, this analysis supports the WHO position on adult booster vaccination..." (Slifka 2020).

Und den möglichen Vorteil dieser Strategie erwähnt die Studie auch expressis verbis: "Implementation of the WHO guidelines on adult tetanus and diphtheria vaccination would reduce the number of vaccine-associated adverse events […]" - wenn das kein Grund ist...

 

Literatur

Slifka AM. 2020. Clinical Infectious Diseases, ciaa017, https://doi.org/10.1093/cid/ciaa017. Abruf 26.02.2020