... findet zumindest STIKO-Mitglied Prof. Dr. Dr. Sabine Wicker zusammen mit der IKK Südwest.

Aktualisierung Mai 2017: mittlerweile erschien das geplante Heft mit dem Beitrag von Frau Wicker (IKK 2017) -  dann lieber ganz ohne Kontra-Part.... sicher ist sicher!

 


 

Im Januar 2017 plante die IKK Südwest für ihr Kundenmagazin, das Thema Impfen kontrovers zu beleuchten mit einem jeweils kurzen Text zu "Pro" und "Kontra". Herr Mike Dargel von der IKK konnte für den "Pro"-Part Frau Prof. Wicker von der STIKO gewinnen, die einen sehr allgemein gehaltenen Text über die statistisch eindrucksvollen Ergebnisse "des Impfens" und "der Impfungen" schrieb und immerhin wörtlich zugestand: "Wir können alle unsere Meinung haben, aber...." (IKK Kundenmagazin 02/2017 im Druck).

Mit "unserer Meinung" scheint in diesem Zusammenhang wohl aber explizit die Meinung Frau Prof. Wickers gemeint zu sein, die "Wir alle" selbstverständlich zum Thema Impfen haben dürfen, denn als ich auf Bitten der IKK den unten stehenden "Kontra-Text" verfasste, empfand Frau Prof. Wicker diesen laut einer persönlichen Mitteilung von Herrn Dargel als so "unverschämt", dass sie sich weigerte, ihren Text neben dem meinen abdrucken zu lassen. Die IKK entschied sich darauf hin, den Kontra-Part neu zu besetzen und sicherheitshalber zu untersagen, dass ich aus dem Kommentar von Frau Prof. Wicker zu meinem Text zitiere (s.o.) ...

Auch sonst scheint Frau Prof. Wicker selbst zu entscheiden, was zum Thema Impfen richtig und wichtig ist und was nicht: so fehlt bei der Selbstauskunft für ihre STIKO-Mitgliedschaft der Hinweis auf eine Beratertätigkeit für den Impfstoff-Hersteller AstraZeneca, die sie an anderer Stelle durchaus einräumt (Bundesgesundheitsblatt 2012) und die für ihre Tätigkeit bei der STIKO natürlich hochrelevant ist...

 

Hier also die "Unverschämtheit":

Wenn wir so genau wissen, wie uneingeschränkt positiv sich „das Impfen“ auf die Gesundheit des Einzelnen und der Gemeinschaft auswirken, ist doch alles ganz einfach, oder?

Warum gibt es dann aber nicht zwei Impfempfehlungen westeuropäischer Impfkommissionen, die einander in Zeitpunkt, Häufigkeit und Umfang der empfohlenen Impfungen gleichen?

Warum gibt es Impfungen (z.B. Hepatitis B), für die es in einigen dieser Länder eine Impfpflicht gibt und die in anderen nicht einmal empfohlen sind?

Tatsache ist: fast kein anderes westeuropäisches Land impft gegen so viele Erkrankungen schon so früh und dann so häufig wie Deutschland. Die meisten vergleichbaren westlichen Impfkommissionen empfehlen weniger Impfungen, seltener verabreicht und/oder mit einem späteren Impfbeginn – also doch nicht ganz so einfach?

Es gibt Impfungen, die halten, was die STIKO verspricht und schützen die Geimpften mit hoher Zuverlässigkeit tatsächlich einfach vor der Krankheit, gegen die sie gerichtet sind – z.B. die Masernimpfung.

Es gibt Impfungen, die schützen zuverlässig vor einem sehr kleinen Teil einer großen Familie von Krankheitserregern – z.B. die Pneumokokkenimpfung. Da die Geimpften dann aber durch andere Mitglieder der „Erregerfamilie“ wesentlich häufiger erkranken als Ungeimpfte, schützt die Impfung dann trotzdem kaum vor den Erkrankungen, die sie eigentlich verhindern soll.

Und es gibt Impfungen, die schützen weder zuverlässig vor den Erregern, noch zuverlässig vor der Erkrankung und schon gar nicht vor der Übertragung dieser Erreger auf andere – dies gilt z.B. für die Mumps- oder die Keuchhustenimpfung. Damit kann eine solche Impfung natürlich auch andere nicht schützen; eine verlässliche „Herdenimmunität“ - die mittlerweile das quasi universelle, moralische Totschlagargument jeder Impfdiskussion ist – gibt es bei diesen Impfungen nicht.

Impfungen sind medizinische Maßnahmen, wie andere auch – jede einzelne hat ihren eigenen (größeren oder kleineren) Nutzen und ihr eigenes (größeres oder kleineres) Nebenwirkungsrisiko. Und dies muss – wie bei jeder Kopfschmerztablette – gegeneinander abgewogen werden.

Eine Diskussion über „das Impfen“ oder „die Impfungen“ ist der regelmäßige Versuch, dieser differenzierten Betrachtung auszuweichen und sie durch eine moralisierende Diskussion zu ersetzen – leider unter Verlust jeglicher wissenschaftlichen Bodenhaftung und damit Glaubwürdigkeit…

Dr. med. Steffen Rabe
Kinder- und Jugendarzt
Ärzte für individuelle Impfentscheidung eV

 

Literatur

IKK. Für mich. 2/2017. Abruf 19.05.2017

Wicker, S. Bundesgesundheitsbl 2012 · 55:932–936. Abruf 18.02.2017

Wicker, S. RKI - STIKO - Profil. Abruf 18.02.2017