Man fühlt sich schon an die Ziehung der Lottozahlen erinnert, wenn sich derzeit alle Welt berufen fühlt, Durchimpfungsraten zumindestens zu kommentieren, wenn nicht gleich ganz neu zu berechnen. Zuletzt tat dies jetzt die altehrwürdige Barmer-Ersatzkasse (Barmer 2019) und der gewünschte Effekt trat sofort ein: Schlagzeile im persönlichen Impfpflicht-Mitteilungsblatt von Super-Jens Spahn, der weniger altehrwürdigen BILD.

BILD Barmer EK 2019

 

Was war geschehen?

Die Barmer Ersatzkasse hat in ihrem jährlichen Arzneimittelreport die Impfquoten ihrer Versicherten ausgewertet und mal eben hochgerechnet und behauptet: "Der Arzneimittelreport der Barmer liefert aufgrund der gewählten Methodik der Analysen erstmals ein Bild von den tatsächlichen Impfquoten" (Barmer PM 2019) - und diese lägen eben erheblich unter den Angaben des RKI.

Dazu muss man wissen: die Barmer versichert in Deutschland ungefähr 13% aller gesetzlich Versicherten (Krankenkassen 2019), so dass diese Extrapolation... freundlich formuliert "gewagt" scheint.

Darauf weist dann auch das RKI in seiner prompten Stellungnahme hin: es handele sich um die "gründliche Auswertung der Daten zum Impfschutz ihrer Versicherten." Punkt. Das RKI nennt die altbekannten und öffentlich diskutierten Schwachstellen der eigenen Erfassung über die Schuleingangsuntersuchungen ausdrücklich - dennoch sind diese Erhebungen die einzigen Daten, die tatsächlich flächendeckend und repräsentativ eine Grundlage für eine ernstzunehmende, wissenschaftliche Auseindersetzung liefern.

Der Barmer ist in jedem Fall ein PR-Coup gelungen - der sich allerdings als Bumerang erweisen könnte, zeigt er doch, dass ausgerechnet ihre Versicherten offensichtlich "alarmierend" schlechter geimpft sind, als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung...