Auf der fragwürdigen Grundlage von Meldungen der Kassenärztlichen Vereinigungen beklagt das Robert-Koch-Institut, in Deutschland würde nicht pünktlich genug geimpft (RKI 2017). Die Süddeutsche Zeitung paraphrasiert diese Veröffentlichung nur einen Tag später in einem Artikel (SZ 2017), zu dem ich folgenden Leserbrief einreichte:

Wenn man den Werbespots der Süddeutschen Zeitung glaubt, ist es ein Wesensmerkmal des guten Journalismus, die bloße Information zu einem Sachverhalt, die in den Zeiten des Internet für jeden auch ohne Zeitung unbegrenzt verfügbar ist, in einen größeren Zusammenhang eingeordnet darzustellen und sie damit erst für den Leser sinnvoll nutzbar zu machen.

Bei dem Artikel von Berit Uhlmann könnte dies zum Beispiel einen Blick auf andere, westeuropäische Impfempfehlungen bedeuten - dadurch erschiene die Meldung des Robert-Koch-Instituts (RKI) jedoch in einem völlig anderen Licht:

Denn es gibt keinen objektiven „pünktlichen“ Termin für die Masernimpfung - außer Deutschland empfiehlt nur noch Österreich diese Impfung erstmalig schon im ersten Lebensjahr - alle anderen westeuropäischen Nachbarländer beginnen hier aus guten Gründen und absichtlich „unpünktlich“ später, teilweise (z.B. Schweden) erst im Alter von 18 Monaten. Und auch die in Deutschland fast hysterisch propagierte frühe zweite Masernimpfung sehen unsere Nachbarn entspannter und empfehlen diese ganz überwiegend ohnehin viel später, teilweise erst zur Pubertät.

Und die Information, dass nur sehr, sehr wenige der Impfkommissionen unserer europäischen Nachbarstaaten die Rotavirusimpfung überhaupt für empfehlenswert halten, relativiert das Lamento des RKI über eine „zögerliche“ und „nicht fristgerechte“ Rota-Impfung in Deutschland doch ganz erheblich… .

Quelle: http://www.impf-info.de/impfaufklaerung/impfempfehlungen-in-der-eu.html

 

Literatur

RKI. KV-Impfsurveillance. Abruf 09.01.2017

SZ. Wenn Eltern zu spät impfen lassen. Abruf 09.01.2017